×

Auch Roger Rychen ist auf dem Stoos gegen König Joel Wicki chancenlos

Joel Wicki gewinnt zum vierten Mal das Bergfest auf dem Stoos, und dies überlegen. Der Schwingerkönig bodigt dabei unter anderem den Molliser Roger Rychen, der am Ende den Kranz verpasst.

Südostschweiz
12.06.23 - 09:10 Uhr
Schwingen
Das dritte von sechs «Opfern»: Roger Rychen (vorne) wehrt sich gegen den späteren Festsieger Joel Wicki nach Kräften, zieht aber den Kürzeren.
Das dritte von sechs «Opfern»: Roger Rychen (vorne) wehrt sich gegen den späteren Festsieger Joel Wicki nach Kräften, zieht aber den Kürzeren.
Bild Taria Hösli

von Jakob Heer und Taria Hösli

Joel Wicki eilt von Sieg zu Sieg. Bereits zum vierten Mal siegte er am Sonntag beim Bergfest auf dem Stoos. Insgesamt feierte der Entlebucher seinen 21. Kranzfestsieg. In diesem Jahr war es schon der vierte Kranzfesttriumph nach den Erfolgen am Urner, Schwyzer und am Luzerner Kantonalen.

Wicki war beim Bergfestauftakt ohne Gegnerschaft und gewann alle sechs Gänge. Allerdings fragte man sich, weshalb Wicki im fünften Gang Marcel Räbsamen als Gegner hingestellt wurde. Der St. Galler wies zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Gestellte auf und musste letztlich um den Kranz bangen.

Rychen fordert Wicki

Joel Wicki bezwang am Morgen Domenic Schneider, Florian Riget und den Molliser Roger Rychen allesamt mit Kurz. Rychen brachte er schnell in eine bedrohliche Lage, dann aber hatte er am Glarner zu beissen, bis er sich doch noch durchsetze.

Durch die Niederlage von Rychen und den Gestellten zwischen Matthias Aeschbacher und Mike Müllestein, die alle auch mit zwei Siegen gestartet waren, lag Wicki plötzlich einem Polster vorne. Mit Ableeren übers Knie bezwang er anschliessend auch den Berner Jan Wittwer. So war Wicki nach vier Gängen ein halber Punkt vor Noe van Messel und 0,75 Zähler vor Armon Orlik sowie Mike Müllestein.

Dann zog er mit einem Sieg gegen den erwähnten Räbsamen in den Schlussgang ein – während Räbsamen mit der Niederlage im ersten Zug auf 46,25 Punkte absackte.

Vierter Gang bricht NOS Genick

Es kam im fünften Gang aber noch zu weiteren fragwürdigen Einteilungen. So setzte sich Mike Müllestein gegen Domenic Schneider im ersten Zug flüchtig durch, womit sich Müllestein ebenfalls für den Schlussgang qualifizierte, derweil Schneider nicht mehr um den Kranz schwingen konnte.

«Schlecht aus unserer Sicht war der vierte Gang, wo wir zahlreiche Gestellte oder Niederlagen einhandelten.»

Fridolin Beglinger, Technischer Leiter des NOS

Der technischer Leiter des Nordostschweizer-Verbandes (NOS), der Molliser Fridolin Beglinger, der den NOS-Verband in der Einteilung vertrat, erklärte den Entscheid folgendermassen: «Schlecht aus unserer Sicht war der vierte Gang, wo wir zahlreiche Gestellte oder Niederlagen einhandelten. Nach vier Gängen war nur noch Armon Orlik unsererseits im Rennen um den Tagessieg. Orlik als letzten Trumpf wollte ich nicht gegen Wicki einteilen, der Berner Vertreter sah dies gleich mit Matthias Aeschbacher und die Innerschweizer wollten keine Direktduelle. So fiel die Wahl auf Schwinger weiter hinten, die kein überwältigendes Notenblatt vorwiesen.»

Innerschweizer räumen ab

Im Schlussgang hatte Wicki auf den Spezialkurz von Müllestein auch eine bange Situation zu meistern, ehe sich der Schwingerkönig nach 3:40 Minuten mit Linkskurz durchsetze. Wicki sorgte damit für einen totalen Triumph der Innerschweizer, die acht der 13 Kränze eroberten. Müllestein klassierte sich letztlich im 4. Rang. Zweiter wurde Matthias Aeschbacher, der zuletzt Armon Orlik in einem Duell unter Gästen bezwang. Der Berner erwischte den Bündner mittels Fussstich. Beide Schwinger hatten nach fünf Gängen wie Müllestein vier Siege und einen Gestellten vorzuweisen, ihnen fehlte aber ein Viertelpunkt auf den Schwyzer.

Den Bernern blieben letztlich drei Kränze, den Nordostschweizer bloss zwei (Armin Orlik, Marcel Räbsamen). Dem Trio Martin Roth, Shane Dändliker und Domenic Schneider fehlten ein Viertelpunkt zum Kranz, Roger Rychen 0,75 Zähler.

Rychen ohne Kranz

Roger Rychen, der mit dem Ziel auf den Schwyzer Hausberg gereist war, das Fest zu gewinnen, startete mit einer Maximalnote in den Tag. Er konnte Noe Van Messel mit Lätz bezwingen. Sven Lang erwies sich im Anschluss als Knacknuss. «Es war ein taktisch gutes Duell und ich musste konsequent schwingen, um zu gewinnen», so Rychen zu seinem zweiten gewonnenen Gang. Dann folgte das erwähnte Duell mit Joel Wicki, das der Molliser verlor.

«In den nächsten zwei Wochen werde ich sicher die eine oder andere Pause einlegen, wenn mein Körper danach verlangt und mich ganz klar auf das NOS in Mollis konzentrieren.»

Roger Rychen, Glarner Spitzenschwinger

Am Nachmittag fasste Rychen den einheimischen Silvan Appert und fand gegen den jungen Schwinger vom Mythenverband kein Rezept. «Einmal hätte ich ihn beinahe auf dem Rücken gehabt, liess aber zu früh den Griff los, sodass er sich ausdrehen konnte. So etwas dürfte mir nicht passieren, das war extrem ärgerlich.»

Die langen, anstrengenden Gänge sowie das Remis zerrten an den Kräften und so musste Rychen im fünften Gang gegen den unbequemen Michael Müller eine Niederlage einstecken – und seine Kranzchance abschreiben. Immerhin beendete er das Fest dann mit einem Sieg gegen den Emmentaler Fritz Ramseier.

«Jetzt, einen Moment nach dem Fest, habe ich mich bereits ein wenig erholt, kann das Positive vom heutigen Tag sehen und freue mich für meine Kollegen und alle Kranzgewinner. In den nächsten zwei Wochen werde ich sicher die eine oder andere Pause einlegen, wenn mein Körper danach verlangt und mich ganz klar auf das NOS in Mollis konzentrieren», meinte Rychen zum Abschluss.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Schwingen MEHR