×

Extremes Aprilwetter im Glarnerland: Von Wärmerekord bis Schnee ist alles dabei

Der April 2024 zog alle Register. Glarus erlebte eine Rekordtemperatur für den Monat April, danach fiel immer wieder Schnee. Warum es trotzdem zu warm war.

Südostschweiz
01.05.24 - 16:36 Uhr
Glarus
Schnee im April in Elm: Dass es im April schneit, ist zwar nicht ungewöhnlich. Dass es zuvor 27 Grad warm war, aber schon.
Schnee im April in Elm: Dass es im April schneit, ist zwar nicht ungewöhnlich. Dass es zuvor 27 Grad warm war, aber schon.
Bild Sasi Subramaniam
von Felix Blumer

Nach dem rekordwarmen Februar und dem ebenfalls sehr warmen März war männiglich auf einen warmen April eingestellt. Zunächst sprach auch nicht viel dagegen. Föhnphase reihte sich an Föhnphase, meistens an den Wochenenden. Bei uns im Kanton wurde die Spitze am 8. April erreicht. Das Thermometer zeigte im Hauptort einen Wert von 27,2 Grad. Das gab es bis dahin im April noch nie. Der bisherige Höchstwert datierte vom 28. April 2012 mit 27,1 Grad. Auch in Elm war es sehr warm. Dort wurden schon am 6. April 23,7 Grad gemessen. Das war für Elm der zweithöchste Aprilwert. Noch wärmer war es dort nur am 25. April 2007.

Trotzdem wurde am Fusse des Martinslochs Ausserordentliches verzeichnet. Nicht weniger als vier Tage gehören nun zu den zehn wärmsten Apriltagen. Nebst dem 6. April tauchen in der Top-Ten-Liste auch der 7., der 8. und der 14. April auf. Allerdings war es nicht nur bei uns im Kanton sehr warm, auch sonst purzelten die Temperaturrekorde. Insgesamt 27 Messstationen in der Schweiz verzeichneten dieses Jahr den lokal wärmsten Apriltag seit Messbeginn.

Der Monatshöchstwert wurde im Übrigen in Basel mit 28,8 Grad registriert, gefolgt von Chur mit 28,5 Grad. Beide Werte wurden am 6. April gemessen. Sowohl Basel als auch Chur verzeichneten bereits 5 Sommertage im April. Bei uns im Kanton blieb der 8. April bis jetzt der einzige Sommertag.

Nach der Monatsmitte kam der freie Fall

In der zweiten Monatshälfte folgte der grosse Absturz der Temperaturen. So verharrten beispielsweise in Aarau die Temperaturen zwischen dem 18. und dem 24. April durchgehend unterhalb der 10-Grad-Marke. Eine so lange Periode mit einstelligen Temperaturen wurde in Aarau letztmals im April 1994 verzeichnet. In Glarus wurden sogar vom 17. bis 25. April durchgehend einstellige Temperaturen aufgezeichnet. Allerdings ist dies bei uns nicht so aussergewöhnlich. Schon eher überraschend: Es gab bei uns keinen Frost! Der Monatstiefstwert wurde am 22. April mit +0,1 Grad gemessen. Anders sieht es beim Bodenfrost aus. Sieben Mal gab es Bodenfrost, und symptomatischerweise wurden die tiefsten Temperaturen erst Ende des Monats gemessen, als die Nächte wieder teilweise klar waren. Das Minimum lag bei -4,7 Grad am 26. April.

Im Vergleich zur klimatologisch relevanten Norm der Jahre 1961 bis 1990 war es in Glarus 2,2 und in Elm sogar 2,9 Grad zu warm. Nimmt man als Referenz aber die Zeit von 1991 bis 2020, so liegen die Monatsdurchschnittstemperaturen nur etwa ein halbes Grad über dem langjährigen Mittel. Nicht viel anders sieht es in der übrigen Schweiz aus, notabene beidseits der Alpen.

Besonders der Osten war zu nass

In einem Streifen vom Goms über die Gotthardregion bis nach Nord- und Mittelbünden, das Glarnerland und bis hin zum Alpstein fielen überdurchschnittliche Niederschlagsmengen, ebenso im Unterengadin und im Samnaun. Sonst gab es weniger Niederschlag als normal. Eindrücklich waren auch die Niederschlagsmengen im Wallis. Während es im Goms 30 bis 60 Prozent mehr Niederschlag gab als üblich, wurden in Sitten nur 14 Millimeter Niederschlag verzeichnet. Dies entspricht im Walliser Hauptort einem Defizit von rund 60 Prozent für den Monat April. Da es in der zweiten Monatshälfte kalt war, fiel auch immer wieder Schnee bis ins Flachland.

In Glarus gab es im April nicht viel mehr als ab und zu einen kurzen Flockentanz. Nur am 20. und 22. April wurde je ein Zentimeter Neuschnee gemessen. In Elm lagen zwar am 20. April 32 Zentimeter Schnee, im Vergleich zum April 1970 war das aber nicht mehr als ein fader Abklatsch. Damals war die Schneedecke im Dorf 1 Meter 20 mächtig. Gleichzeitig stellten die 32 Zentimeter auch die Neuschneemenge dar. Dies war immerhin der fünfthöchste Wert in der zweiten Aprilhälfte, und auch die 32 Zentimeter Neuschnee auf dem Urnerboden ergaben den zehnthöchsten Wert für die zweite Aprilhälfte. Ganz anders die Schneesituation auf dem Säntis. Dort lagen am 25. und 26. April 6 Meter 90 Schnee. Das gab es seit dem absoluten Schneerekord mit 8 Metern 16 im April 1999 nie mehr. Fakt ist aber auch, dass die Schneehöhen in den Glarner Alpen momentan für Ende April in der Nähe der Rekorde sind.

Schon wieder: einfach keine Lust!

An den meisten Orten in der Schweiz blieb die Sonnenscheindauer unter dem langjährigen Schnitt. Einzig in der Südschweiz wurde die Norm knapp übertroffen. Kam im April doch einmal ein Hoch in die Nähe des Alpenraums, sorgten oft die hohen Wolken von Warmfronten für eher trübes Wetter, und dann war auch immer wieder Saharastaub mit im Spiel, letztmals am 30. April. Seit 2013 gab es nur im letzten Jahr noch weniger Sonnenschein als in diesem April.

Der Mai wird oft als Wonnemonat gepriesen. Danach sieht es zunächst nicht wirklich aus. Es geht veränderlich weiter, allerdings scheinen auch während den unbeständigen Wetterphasen die Temperaturen hoch zu bleiben, und auch Frost ist momentan nicht in Sicht. Allerdings dauert es doch noch rund 14 Tage bis zum Ende der Eisheiligen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Glarus MEHR