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Minigolf auf Eis in Davos

In Davos wird Minigolf gespielt – ohne Ball oder Golfschläger, dafür auf kaltem Grund.

Bündner Woche
26.01.24 - 04:30 Uhr
Graubünden

von Cindy Ziegler

Heute ist ein schlechter Tag. Gestern hat es geregnet. Eigentlich ist es zu warm fürs Eis. Diego Moor steht auf der verschneiten Sonnenterrasse des «Von Sprecher Haus» in Davos. Schaufel und Besen in der Hand. «Das Eis ist temperaturempfindlich», sagt er und zeigt auf die 18 kleinen Eisfelder vor ihm. Es sind Bahnen für Eis-Minigolf. Ein Sport, den er erfunden hat. Wir haben Glück und können trotz Nässe spielen. Der Initiant und Erfinder drückt uns zwei Eishockeyschläger in die Hand. Dazu zwei Pucks. Los geht's.

Wir starten bei Loch Nummer eins. Dem einfachsten – hoffen wir zumindest. Die Regeln kennen wir. Das Ziel auch. Wie beim normalen Minigolf soll das Spielgerät – in diesem Fall eine Scheibe und kein Ball – mit möglichst wenig Schlägen ins Loch befördert werden. Auch beim Eis-Minigolf darf man nicht mehr als sechs Schläge pro Bahn brauchen. Sonst kommt ein Strafpunkt obendrauf. Und wer nach 18 Bahnen am wenigsten Punkte auf dem Konto hat, gewinnt. So weit sind wir noch nicht. Den Puck platzieren wir auf dem roten Kreuz, das fein durch das Eis durchschimmert. Der Blick wandert zum Ziel. Zum Loch am anderen Ende der Bahn. Konzentration.

Den Winter mit Aktivität füllen

Es ist die zweite Saison für das Eis-Minigolf am Davoser See. Die Idee hatte Diego Moor schon länger. Er habe früher selbst Hockey gespielt. Dazu die handwerkliche Begabung und der Wunsch, den Winter mit Aktivität zu füllen. Denn seine Spenglerei hat im Winter keine Aufträge. «Die Standortsuche war schwierig. Denn wir brauchen eine relativ grosse, möglichst ebene Fläche. Und dazu einen Gastronomiebetrieb im Hintergrund.» Er zeigt auf die überdachte Terrasse und das von Hand bemalte Schild, das für Glühwein und andere Heissgetränke wirbt. «Wenn die Sonne scheint, ist es hier fast kitschig», sagt Diego Moor und lacht.

Die Eisfläche nicht betreten

Wir schauen in Richtung See, wo gerade ein Helikopter startet. Und dann visieren wir die nächste Bahn. Neben uns Schulkinder, die das Eis für einen kurzen Moment als Hockeyfläche verwenden. Doch anders als beim Hockey darf die Eisfläche beim Eis-Minigolf nicht betreten werden. Die Jungs halten sich daran. Und wir auch. Auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist. Nach Schuss zwei bleibt der Puck in der Mitte der Bahn liegen. Und wir überlegen, wie wir uns am besten hinstellen für Schuss drei. Es klappt relativ gut. Mit einem «Blubb» landet der Puck im Loch, das heute mit Wasser gefüllt ist.

«Wenn der Winter einigermassen normal ist, dann können wir das Eis-Minigolf von Anfang Dezember bis Ende Februar anbieten», sagt Diego Moor und schiebt etwas aufgekratztes Eis zur Seite. Letztes Jahr hätten sie Pech gehabt, es sei viel zu warm gewesen. Und das Eis sei entsprechend geschmolzen. «Dieses Jahr ist es besser. Ausser heute», meint er und grinst.

Weder Eishockey noch Minigolf: Diego Moor hat das Eis-Minigolf erfunden und in Davos realisiert.
Weder Eishockey noch Minigolf: Diego Moor hat das Eis-Minigolf erfunden und in Davos realisiert.

Das Eis ist immer anders

Etwa fünf Zentimeter dick ist das Eis auf den Bahnen. Diego Moor ist nicht nur Sporterfinder, sondern auch Eismacher. Und auch wenn es nicht unbedingt eine Wissenschaft ist, will es gelernt sein, erklärt er. Eine Woche etwa geht es, bis das Eis spielbereit ist. Der Unterhalt der Bahnen während der Saison variiert – je nach Schneemenge. Schneit es viel, muss entsprechend gefräst, geschaufelt und gewischt werden. An anderen Tagen macht das Eis keine Kapriolen.

Die nächste Bahn hat es in sich. Der Puck muss eine Kluft überwinden, darf aber gleichzeitig auch nicht über den Rand der Bahn hinaus fliegen. Ein vorsichtiger Schlag. Dann ein kräftiger. Und dann noch ein ganz leichter. «Blubb.» Versenkt. Ob er eine Lieblingsbahn habe, wollen wir von Diego Moor wissen. Er schüttelt den Kopf. «Ich glaube, ich bin mittlerweile bahnenblind», meint er. Ausserdem sei es jedes Mal anders, wenn man die Bahnen bespiele. Mal sei das Eis glatt, mal nass, mal rau. Eben vom Wetter abhängig. Trotzdem. Theoretisch ist auf jeder Bahn ein Hole-in-one möglich. Es ist auch schon auf jeder Bahn gemacht worden, wenn auch nicht von derselben Person, präzisiert der Erbauer.

«Es ist nicht Minigolf. Und auch nicht Eishockey», sagt Diego Moor. Dennoch passe es nach Davos. Könne das breite Angebot gut ergänzen. «Bei uns können Kinder wie auch Grosseltern gleichermassen spielen. Das ist bei vielen anderen Winteraktivitäten nicht möglich. Und ein bisschen sind wir auch ein Schlechtwetterprogramm», sagt er und schaut in den trüben Himmel. Wir geben im Recht. Denn auch wenn heute ein schlechter Tag ist, können wir spielen. Und tatsächlich gelingt der Autorin gar ein Hole-in-one. Weder Eishockey-Talent noch Minigolf-Profi. Gut, ist Eis-Minigolf keines von beidem.

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