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So gefährlich ist die neuentdeckte Qualle im St. Moritzersee

Neues im St. Moritzersee: Eine unerwartete Entdeckung von Süsswasserquallen wirft neue Fragen auf und enthüllt faszinierende Einblicke in die verborgene Welt unserer Gewässer.

Linus
Reichelt
29.03.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Seltener Fund: Nachweislich wurden im St. Moritzersee Süsswasserquallen festgestellt.
Seltener Fund: Nachweislich wurden im St. Moritzersee Süsswasserquallen festgestellt.
Symbolbild Envato
Erstmals wurden im St. Moritzersee Süsswasserquallen nachgewiesen, die bisher in diesem Gewässer nicht vermutet worden waren. Die Wasserproben von Noam Yaron, einem Triathleten und Naturschützer, haben diese Entdeckung ans Tageslicht gebracht und enthüllen ein neues Verständnis für die Artenvielfalt im St. Moritzersee.
Der Triathlet und Naturschützer Noam Yaron hat mit seinem Projekt «Odyssee der Seen» die Quallen entdeckt.
Der Triathlet und Naturschützer Noam Yaron hat mit seinem Projekt «Odyssee der Seen» die Quallen entdeckt.
Instagram-Profilbild Noam Yaron

Die Eigenschaften der Süsswasserqualle

Die Süsswasserqualle, auch als Craspedacusta sowerbii oder Pfirsichblüten-Qualle bekannt, ist eine bemerkenswerte Spezies mit einzigartigen Eigenschaften, wie auf «neobiota.info» zu lesen ist. Mit einem Wassergehalt von 99,3 Prozent stellt sie das Tier mit dem höchsten Wassergehalt dar und bewohnt bevorzugt langsam fliessende oder stehende Gewässer, in denen sich die Uferzone erwärmen kann. Daher bietet der St. Moritzersee sehr gute Voraussetzungen für die Qualle. Zudem trägt Sie am Schirmrand bis zu 600 nesselbesetzte Tentakel. 

Die Fortpflanzung der Craspedacusta sowerbii ist ein hochinteressanter Prozess. Während die Medusen, die erwachsene Geschlechtsform, sich sexuell vermehren, erfolgt die Vermehrung der Polypen meist asexuell durch Knospung, Querteilung oder Frusteln. Frusteln sind kleine, ovale Strukturen, die sich aus einem Polypen entwickeln und sich zu eigenständigen Individuen entwickeln können. Diese Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung ermöglicht es den Süsswasserquallen, sich effizient zu vermehren und sich an verschiedene Umgebungen anzupassen.

Der Ursprung im Yangtze-Fluss

Die Pfirsichblüten-Qualle ist ursprünglich vermutlich in China im Yangtze beheimatet, dem drittlängsten Fluss der Erde. In ruhigen, strömungsschwachen Abschnitten des Flusstals finden sich die Polypen dieser Qualle. Die Geschichte ihrer Entdeckung und Verbreitung ist eng mit diesem Fluss verbunden.

Die historischen Einblicke und globale Verbreitung

Die Verbreitung von Pfirsichblüten-Quallen ausserhalb ihres ursprünglichen Lebensraums in Ostasien ist auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Es wird vermutet, dass diese Quallenart über den Handel mit Wasserpflanzen und möglicherweise auch mit Zuchtfischen von China nach Grossbritannien gelangt ist und von dort aus ähnliche Verbreitungswege, möglicherweise auch durch Wasservögel, bis ins Engadin gefunden hat. 

Die erste europäische Entdeckung von Süsswasserquallen stammt aus dem Jahr 1880, als James de Carle Sowerby sie in den Royal Botanic Gardens in London entdeckte. Seitdem haben sich diese faszinierenden Tiere weltweit verbreitet, mit Ausnahme der Antarktis, und zeigen ein bemerkenswertes Beispiel für die Anpassungsfähigkeit von Organismen.

Gefährliche Mitbewohner? Nein

Trotz ihres ungewohnten Aussehens sind Süsswasserquallen für uns Menschen harmlos und haben nichts mit einer mangelhaften Wasserqualität zu tun. Das Vorhandensein von Süsswasserquallen im St. Moritzersee könnte Veränderungen im ökologischen Gleichgewicht und der Wasserqualität verursachen. Da sie sich von Kleinkrebsen, Rädertieren und Einzellern ernähren, könnten sie das Nahrungsgefüge beeinflussen und möglicherweise zu Verschiebungen in der Nahrungskette führen. 

Darüber hinaus könnten sie die Wasserqualität beeinträchtigen, indem sie bestimmte Nährstoffe filtern, was Auswirkungen auf das Wachstum von Algen und anderen Wasserpflanzen haben könnte. Es ist jedoch zu beachten, dass womöglich weitere Studien erforderlich sind, um die genauen Auswirkungen zu verstehen und angemessene Massnahmen zu ergreifen.

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