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Der Glarner Regierungsrat Kaspar Becker eröffnet die Ausstellung zum Linthwerk

Zum 200-jährigen Bestehen des Linthwerks ist am Donnerstag unter dem Titel «Linthwerkschau» eine Dauerausstellung in Tuggen SZ eröffnet worden. Dazu erschienen Gäste von Bund, Kantonen und Gemeinden.

Südostschweiz
24.08.23 - 14:46 Uhr
Kultur
Gespielte Szene: Der Glarner Landesweibel Peter Schätti (von links) und Linthkommission-Präsident Kaspar Becker empfangen an der Linth Hans Conrad Escher.
Gespielte Szene: Der Glarner Landesweibel Peter Schätti (von links) und Linthkommission-Präsident Kaspar Becker empfangen an der Linth Hans Conrad Escher.
Pressebild Waldrapp

Im August vor 200 Jahren wurde die damalige Linthunternehmung von der eidgenössischen Tagsatzung an die Kantone übergeben und das heutige Linthwerk damit offiziell gegründet. Die am Donnerstag unter dem Titel «Linthwerkschau» in Tuggen SZ eröffnete neue Dauerausstellung ist ein Jubiläumsgeschenk des Linthwerks an die Bevölkerung. Aber auch auswärtige Besucherinnen und Besucher sollen eine Anlaufstelle in der Linthebene erhalten.

Linthwerk heissen die Hochwasserschutzanlagen der Linth zwischen Mollis, Näfels und dem Walensee, der Escherkanal sowie der Linthkanal zwischen dem Walensee und dem Zürichsee. Das Linthwerk wurde im 19. Jahrhundert geschaffen, es gilt als das Hauptwerk des Schweizers Hans Konrad Escher von der Linth (1767 bis 1823).       

Widerstand gegen neue Aufweitung

Die Linthwerkschau beleuchtet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Bauwerks und zeigt einen Teil des reichhaltigen Fundus zu dessen Geschichte. Thematisiert wird auch die Entwicklung des Hochwasserschutzes im frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Veranschaulicht wird dies vor allem beim Vergleich von Eschers Linthkorrektion mit den schnurgeraden Kanälen gegenüber der vor zehn Jahren abgeschlossenen Gesamtsanierung des Linthwerks. Basierend auf den gesetzlichen Vorgaben des Bundes zum Gewässerschutz und Wasserbau, sind Aufweitungen und Renaturierungsmassnahmen entlang des Escher- und Linthkanals umgesetzt worden.

Diese oder vor allem eine neue geplante Aufweitung des Escherkanals im Kundertriet unterhalb von Mollis wird derzeit von der Linth-Escher-Stiftung und einer neu gegründeten Interessengemeinschaft für den Erhalt des Escherkanals bekämpft. 

Lobende Worte für den «Sonderfall» Linthwerk

In seiner Begrüssungsansprache wies Kaspar Becker, Regierungsrat des Kantons Glarus und Präsident der Linthkommission, darauf hin, dass eine Institution gefeiert werde, die älter sei als die moderne Schweiz. Verfolge man die Geschichte des Werks, falle auf, dass vieles immer besonders gewesen sei. Deshalb begleite der Begriff «Pionierleistung» das Linthwerk bis zum heutigen Tag. Das habe viel mit dem Weitblick der jeweiligen Verantwortlichen zu tun.

«Das Linthwerk steht für Weitblick und politisch verantwortliches Handeln – gestern wie heute.»

Albert Rösti , Bundesrat

Bundesrat Albert Rösti gratulierte dem Linthwerk in einer Videobotschaft und betonte, dass das Linthwerk den Beweis erbringe, dass sich Schutz und Nutzen verbinden liessen. Gleichzeitig habe die Natur mit der Sanierung des Linthwerks vor zehn Jahren den nötigen Platz erhalten, und es seien auch neue Erholungs- und Freizeiträume für die Menschen entstanden. Das Werk sei darüber hinaus ein gelungenes Beispiel für eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten: zwischen dem Bund und den Kantonen, zwischen den Landwirten, Grundbesitzern, Gemeinden und Verbänden. Zusammenfassend lasse sich sagen: «Das Linthwerk hat Vorbildcharakter. Es steht für Weitblick und politisch verantwortliches Handeln – gestern wie heute.» So gesehen verkörpere dieses Bauwerk auch Schweizer Werte.

Paul Steffen, stellvertretender Direktor des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), erinnerte in seiner Ansprache an die erfolgreiche Gesamtsanierung des Linthwerks, das als eines der ersten grossen Wasserbauprojekte nach den neuen gesetzlichen Richtlinien des Bundes und der neuen Hochwasserschutzphilosophie geplant und umgesetzt worden ist. Gewässer wie das Linthwerk seien jedoch nie fertig. Die Unterhaltsarbeiten, die neuen Herausforderungen wie der Klimawandel oder die Verbreitung des Bibers werden die Verantwortlichen weiterhin auf Trab halten.

Vier Kantone, ein Konkordat

Regierungsrätin Susanne Hartmann, Vorsteherin des Bau- und Umweltdepartements des Kantons St. Gallen überbrachte die Grussbotschaft ihres Kantons. Sie beleuchtete die spezielle Organisation des Linthwerks, das 2004 in ein interkantonales Konkordat übergegangen ist. Das Konkordat, bestehend aus den Kantonen Glarus, Schwyz, St. Gallen und Zürich, habe sich vor allem bei der Planung und dem Bau der Gesamtsanierung des Werks sehr bewährt. Die Linthkommission, damals bestehend aus drei Regierungsräten, einem Gemeindepräsidenten und einem Amtsleiter, konnte sehr schnell agieren und «Nägel mit Köpfen» machen. So kurze Entscheidungswege seien ein Unikum bei einem so grossen Projekt, das über drei Kantonsgrenzen hinaus ging.

Heidi Romer, Gemeindepräsidentin und Mitglied der Linthkommission als Vertreterin der Region, brachte die Verbundenheit der Bevölkerung mit dem Linthwerk zum Ausdruck. Für die Linthgemeinden sei das Linthwerk bis heute prägend – der Kanal verbinde und überwinde Kantonsgrenzen. Ohne das Linthwerk gäbe es keine Industrie und keine prosperierende Wirtschaft, keine Autobahn, keine Stromübertragung mit Hochleitungsmasten. Die Bevölkerung schätze die durch die Gesamtsanierung neu gewonnene Sicherheit vor Hochwasser, die prosperierende Natur und die Vielfalt des Escher- und Linthkanals als Naherholungsgebiet für Jung und Alt.

Führungen und Schnitzeljagden

Für die Bevölkerung ist die Linthwerkschau ab Samstag, 26. August, geöffnet. Dann und am Samstag, 2. September sind jeweils von 9 bis 16 Uhr Experten vor Ort, die durch die Linthwerkschau führen und Fragen beantworten. Neu gibt es zudem Schnitzeljagden mit Start in der Grynau und beim Bahnhof Näfels/Mollis. Zusammen mit dem Jugendbüro March und der Jugendarbeit Glarus Nord sind spannende Parcours entstanden, die per Smartphone mit dem Velo oder zu Fuss bewältigt werden können. (red/mar)

Eckdaten zur Ausstellung

Die Linthwerkschau befindet sich neben dem historischen Grynauturm in Tuggen im Kanton Schwyz. Die Postautolinie 521 verbindet die Grynau (Haltestelle Tuggen, Grynau) in wenigen Minuten mit den Bahnhöfen Uznach und Siebnen-Wangen. Parkplätze befinden sich in kurzer Gehdistanz. Geöffnet ist die Ausstellung bei freiem Eintritt von April bis Oktober jeweils von 9 bis 17 Uhr. Alle Informationen zum Jubiläum des Linthwerks und zur Ausstellung «Linthwerkschau» gibt es auf der Website.

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