×

Mit Sämi Ortlieb fördert Glarus Süd einen jungen, wilden Filmemacher

Glarus Süd hat den Freeskier und Filmemacher Sämi Ortlieb an einer Feier mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Der Schwander erzählt, was ihm die Ehrung bedeutet und was er mit dem Preisgeld vorhat.

Südostschweiz
21.11.23 - 16:38 Uhr
Kultur
Weiter so: Gemeinderat Stephan Muggli (rechts) gratuliert dem strahlenden neuen Kulturpreisträger Sämi Ortlieb.
Weiter so: Gemeinderat Stephan Muggli (rechts) gratuliert dem strahlenden neuen Kulturpreisträger Sämi Ortlieb.
Bild Claudia Kock Marti

von Claudia Kock Marti

Am Montag ging im Singsaal des Oberstufenschulhauses Schwanden die wegen des Erdrutsches verschobene Preisverleihung des Kulturpreises Glarus Süd über die Bühne. Die Ehrung fand im lockeren Rahmen begleitet von rockigen Gitarrenklängen statt. Stephan Muggli führte durch die Feier. «Die Kultur lässt sich von der Wagenrunse nicht ausbremsen», so der Noch-Gemeinderat. Mit dem mit 4000 Franken dotierten Förderpreis wolle die Gemeinde junges innovatives Kulturschaffen auszeichnen und fördern. In Zeiten künstlicher Intelligenz tue es gut, einen Skifilm wie «Manöver» von Sämi Ortlieb zu sehen. Oder sogar mehrmals zu sehen, wie dies auch auf viele Anwesende im Publikum zutraf.

«In ‹Manöver› werden nicht per Knopfdruck irgendwelche gefälschten Bilder erzeugt», so Muggli. Im vierminütigen Film, in dem Ortlieb Freeskier über sich wie von Geisterhand aufbauende und abbauende Schneehindernisse springen, über Holzstämme schlittern oder über schmale Schneestreifen vor Glarner Bergkulisse flitzen lässt, würden zwar auch Fakes kreiert, aber mit einem unglaublichen künstlerischen Handwerk. «Man kann sich beim Schauen des Films einfach unterhalten, aber auch anregen lassen, etwa über Skipisten auf grüner Wiese oder das Stürzen und Wiederaufstehen im Leben nachzudenken», sagte Muggli. Er sei beeindruckt von Ortliebs filmischem Schaffen, mit dem der 31-Jährige zugleich noch die schöne Region nach aussen trage.

Ehre für ganzheitlichen Künstler

Der Berner Freeskier und Fotograf Ruedi Flück, mit dem Ortlieb ein Ski-Magazin herausgibt, hielt die Laudatio für seinen langjährigen Freund. Diesen habe er als 13-Jährigen bei einem Fotoshooting mit seinem Bruder auf dem Oberalp-Pass kennengelernt. Gemeinsam hätten sie ferne Länder bereist, nur um Ski zu fahren, wobei es doch am Fisetengrad oder in Braunwald am schönsten sei.

In seiner Würdigung erklärte Flück weiter, dass es Ortlieb in seinen Wintersportfilmen nicht darum gehe, reine sportliche Leistung zu zeigen, sondern auch die Ästhetik herauszufordern. Als Regisseur gehe er sehr konzeptionell vor. «Er ist detailversessen und überlässt nichts dem Zufall.» Es freue ihn, dass «ein talentierter ganzheitlicher Künstler mit ganz unterschiedlichen Interessen» den Förderpreis von Glarus Süd entgegennehmen dürfe, so Flück.

Freeskier und Filmemacher: Sämi Ortlieb hat seine Leidenschaften kombiniert und wurde nun dafür von der Gemeinde Glarus Süd ausgezeichnet.
Freeskier und Filmemacher: Sämi Ortlieb hat seine Leidenschaften kombiniert und wurde nun dafür von der Gemeinde Glarus Süd ausgezeichnet.
Bild Claudia Kock Marti

Sämi Ortlieb, was bedeutet für Sie die Verleihung des Kulturpreises?

Für mich ist es sehr schön, diese Anerkennung von der Gemeinde Glarus Süd zu erhalten. Ich lebe bereits mein ganzes Leben hier und fühle mich mit dem Glarner Hinterland sehr verbunden. Dabei bin ich eigentlich in einer mega Subkultur unterwegs. Es ist schön, wenn nicht nur diese einen wertschätzt.

Wie haben Sie auf die Nachricht reagiert?

Der Anruf von Gemeinderat Stephan Muggli kam für mich sehr überraschend, also aus heiterem Himmel.

Sie sind Freeskier, Dokumentar- und Animationsfilmer in einem. Wie kommt es zu dieser speziellen Kombination?

Ski gefahren und gern gezeichnet habe ich von klein auf. Und irgendwann hat sich alles miteinander verbunden, auch das Dokumentieren und Filmen.

Sie konnten als Autodidakt direkt ins Masterstudium einsteigen und haben dieses Jahr ihren Master of Arts in Film in Luzern abgeschlossen. Wie geht es weiter, werden Sie wie im Film «Manöver» das Filmschaffen weiter mit neuen Elementen bereichern?

Ich möchte sicher im Bereich Skifilme weiterarbeiten. Mit der Marke Salomon darf ich in nächster Zeit im Bereich Skientwicklung mein grosses Wissen als Freeskier und als Filmer einbringen. Zudem kann ich an der Hochschule Luzern an einem Forschungsprojekt mitarbeiten, in dem es darum geht, die Materialität von Gegenständen filmisch festzuhalten.

Was werden Sie konkret mit dem Preisgeld machen?

(Lacht) Das wird sicher in mein Filmen investiert.

Was ist Ihr grösster Traum?

Mein Traum ist es, kreativ zu arbeiten und stets Neues auszuprobieren. Im Moment erfüllt sich eigentlich recht viel für mich. Von Anfang an bei der Entwicklung von neuen Ski dabei zu sein, ist schon ein Lebenstraum.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Kultur MEHR