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Vier Glarner Musiker reisen mit dem Militär ans Edinburgh Military Tattoo

Das Schweizer Armeespiel nahm bereits an vielen Musik-Tattoos weltweit teil. Dieses Jahr, am weltberühmten Edinburgh Military Tattoo, sind nun auch vier Glarner mit von der Partie. 

17.07.23 - 16:51 Uhr
Kultur
Vor der Show-Arena in Virginia: Michael Knobel, Florian Landolt, Pascal Schwitter und Cedric Landolt nehmen im Frühjahr 2019 gemeinsam mit dem Schweizer Armeespiel am Virginia International Tattoo, teil. 
Vor der Show-Arena in Virginia: Michael Knobel, Florian Landolt, Pascal Schwitter und Cedric Landolt nehmen im Frühjahr 2019 gemeinsam mit dem Schweizer Armeespiel am Virginia International Tattoo, teil. 
Bild Florian Landolt

Das Edinburgh Military Tattoo in Schottland hat nichts mit Körperkunst zu tun, viel mehr aber mit Musik. Bereits 1950 fand das erste Tattoo in Edinburgh statt. Seither treten jedes Jahr unterschiedliche nationale und internationale Künstlerinnen und Künstler an der Veranstaltung auf und demonstrieren ihr Können. Neben den jährlich wechselnden Darstellern enthält die Show auch feste Elemente wie die Dudelsackspieler und Trommler der «Massed Pipes and Drums» oder die schottischen Tänze der «Highland Spring Dancers».

Ursprünglich ausschliesslich der Militärmusik zugedacht, bietet das Edinburgh Military Tattoo heute ein breiteres Programm. So ist in diesem Jahr neben der Schweiz beispielsweise auch das Trinidad and Tobago Defence Force Steel Orchestra vertreten, welches einen Limbo- und Feuertanz aufführen wird.

Nur die Besten dürfen spielen

Die Teilnahme am grössten Musikfestival Schottlands ist ein ganz besonderes Privileg. So auch für die Glarner Florian Landolt (Trompete) und Pascal Schwitter (Es-Tuba) von der Harmoniemusik Näfels, sowie Michael Knobel (Tambour) und Marc Zweifel (Tambour) vom Glarner Tambourenverein Näfels. Die vier Musiker treten gemeinsam im Schweizer Armeespiel am grossen Platz vor dem Edinburgh Castle vom 4. bis zum 26. August neben vielen anderen Formationen aus aller Welt auf. Vor der Ehre aber ist es viel Arbeit. Denn am Edinburgh Military Tattoo in Schottland werden nur die Besten willkommen geheissen. 

Wer während seines Militärdienstes im Schweizer Armeespiel mitmachen will, der muss etliche Prüfungen ablegen und vor allem viel üben. Insgesamt besteht es aus vier Orchestern, einem Blasorchester, einem Repräsentationsorchester, einer Big Band und einer Brass-Band. Florian Landolt, Journalist beim SRF aus Glarus und Michael Knobel, Teamleiter bei der Glarner Kantonalbank aus Glarus, kennen die Abläufe genau. Sie haben es geschafft, einen der begehrten Plätze im Repräsentationsorchester zu ergattern und die Zulassungsprüfungen erfolgreich zu bestehen.

Ein Traum wird wahr 

»Für so eine Chance muss man zehn, zwanzig Jahre üben», sagt Michael Knobel. Auch für Florian Landolt ist das Edinburgh Military Tattoo ein lang gehegter Traum: «Seit ich neun Jahre alt bin, spiele ich Trompete.» Wenn man als Kind ein Blasinstrument lerne, dann sei das nicht immer einfach. «Man muss sehr viel üben und dranbleiben», sagt Landolt. Zudem sei das in seinem Kollegenkreis nicht so cool gewesen, wie Fussball oder Eishockey zu spielen. Im Rückblick war es die Mühe aber wert: «Die Möglichkeit, fürs Militär die Welt bereisen zu können, entschädigt einmal mehr für die vielen Stunden des Übens.» 

So wie im Frühjahr 2019, am Tattoo in Virginia USA, an dem Knobel und Landolt ebenfalls gemeinsam mit dem Schweizer Armeespiel auftraten. Landolt freut sich am meisten darüber, dass die Harmoniemusik Näfels einen Vereinsausflug nach Schottland unternehme. Der Musikverein reist im August eigens an, um ihre beiden Mitglieder gemeinsam mit dem Schweizer Armeespiel am Edinburgh Military Tattoo spielen zu hören und sich die Show anzusehen. 

Swissness in Schottland 

Das Schweizer Armeespiel setzt in seiner Show am Edinburgh Military Tattoo auf «Swissness», wie Florian Landolt erzählt. Vor allem Wilhelm Tell und die Schweizer Geschichte spielten eine grosse Rolle. Anscheinend werde der Gruppe noch ein Schauspieler zugeteilt, der, als Wilhelm Tell verkleidet, zusätzlich die musikalische Darbietung unterstreichen solle, so Michael Knobel. Auch Feuerwerk und eine Armbrust sollen Teil der fulminanten Show sein. 

Untergebracht werde die 75-köpfige Gruppe in einem Studentenwohnheim bei der Universität von Edinburgh, erzählt Knobel. Die massgeschneiderten Uniformen würden von der Armee mit einem Sattelschlepper in die Hauptstadt Schottlands gebracht und von dort auch wieder abgeholt. Ein Luxus, wie Landolt betont. Jeden Abend findet die insgesamt 90-minütige Show im Edinburgh Castle statt, an den Wochenenden sogar zweimal. Tagsüber wollen die Musiker die schottische Hauptstadt erkunden. Das sei möglich, da der Veranstalter genug Zeit zum Ausschlafen und Erholen eingeplant habe, so Knobel. «In Virginia haben wir an einer Highschool uns und unsere Instrumente vorgestellt», sagt Landolt. Er könne sich gut vorstellen, das auch in Edinburgh an einem freien Tag wieder zu tun. 

Keine Nervosität, aber Vorfreude

«Ich habe vor allem Erwartungen an die Festival-Stimmung», sagt Michael Knobel. Er habe gehört, dass die Schotten regelrecht für das Tattoo brennen würden. Nervosität verspürt er keine, vielmehr freut er sich: «Ich hoffe, dass ich möglichst viele schöne Emotionen mitnehmen kann.» 

«Vielleicht sind es auch ein bisschen zu hohe Erwartungen», wirft Florian Landolt ein. Es sei ein «so grosses Ding», dass in der Euphorie die Gefahr bestehe, enttäuscht zu werden. Knobel hält es deshalb für das Beste, einfach alles auf sich zukommen zu lassen. «Es sind fast dreissig Shows, die ersten zwei oder drei werden vermutlich hauptsächlich aus Nervosität bestehen.» Wenn dann aber alles klappe, werde mit der einhergehenden Routine auch ein ganz anderes Gefühl entstehen, mit dem man dann in die Show hineingehe. «Dann kann man den eigenen Auftritt auch geniessen», ist sich Knobel sicher. 

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