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JO SAC-Tödi auf dem Eiger

Donnerstag, 20. Juli 2017, 23:15 Uhr

Nach mehrmaligem Verschieben der Tour aufgrund schlechten Wetters oder Schneefall konnte die JO Tödi dieses Jahr den Eiger über den Mittellegigrat besteigen.

 

Zu Beginn letzter Woche sieht es noch aus wie während Jahren zuvor: Schneefall im Hochgebirge, gebracht von einer Kaltfront auf das Wochenende hin. Da klettert niemand auf den Eiger, denkt sich wohl so manch einer. Im Verlauf der Woche jedoch bessert sich die Prognose zunehmend: Niederschlag, Neuschnee und Gewitter sollen ausbleiben. Beste Verhältnisse also, sodass am Samstag Morgen in Grindelwald 5 JO-ler, zwei Leiter und zwei Bergführer guten Mutes die Bahn Richtung Jungfraujoch betreten.  Haltestelle Eigergletscher - die Bahn hält für 5 Minuten. Nur unsere Gruppe bleibt zurück, öffnete die Stollentüre und steht kurz später auf dem zerrissenen Eigergletscher. Wir gehen ostwärts über den Gletscher, klettern über eine Stufe und gelangen über Felsbänder querend bis zur Mittellegihütte, unserem heutigen Tagesziel. Eindrücklich steht diese auf dem scharfen Grat zwischen Grindelwald im Norden und dem Eigergletscher im Süden.  In der Hütte ist es eng, immer mehr Bergführer mit ihren Gästen kommen im Verlauf des Nachmittages zur Hütte. Dazu versperrt mehr und mehr Nebel die Sicht auf den Mittellegigrat. Vor Sonnenuntergang klart es erneut auf. Wir hoffen, dass die Taue auf dem Grat nicht einfrieren. Es geht ein frischer Wind und auch in der Nacht blässt dieser stark. Erst in den frühen Morgenstunden lässt er nach. Um 5 Uhr geht es los. Vorsichtig, im Lichtkegel der Stirnlampen lassen wir die ersten Meter auf dem Grat hinter uns. In drei Zweier- und einer Dreierseilschaft wird geklettert.  Ohne Eisauflage oder gefrorene Taue kommen wir gut vorwärts. Kurz darauf geht die Sonne auf.  Aus Osten leuchtet sie die dichte Wolkendecke über uns rot an. Kurze Kletterstellen wechseln sich mit schmalen Gratpassagen ab. Manchmal klettern wir talwärts um zum nächsten felsigen Vorbau zu gelangen.  Aufkommender Wind bläst eine Lücke in die uns umgebenden Wolken und lässt uns einen Blick in die steil abfallende Nordwand erhaschen.  Kurz vor 9 Uhr erreichen wir über besten Trittfirn den Gipfel. Die Stimmung ist gut und wir gönnen uns eine kurze Pause. Dann folgt der Abstieg auf das südliche Eigerjoch. Das Gelände wird breiter und etwas einfacher. Mehrere steilere Passagen werden abgeklettert. Nun liegt vor uns die Überschreitung der Eigerjöcher. Erneut klettern wir über mehrere Felstürme. Das Gestein ändert sich, wird griffiger und kompakter.  Ein Genuss nach den berüchtigten, abwärtsgeschichteten Kalkplatten des Eigers.  In dichtem Nebel erreichen wir gegen 11 Uhr das südliche Eigerjoch.  In südwestlicher Richtung folgen wir den Spuren auf dem Gletscher und stehen kurze Zeit später bei Regen auf dem Mönchsjoch, wo uns die ersten Touristen von der Jungfraubahn entgegenkommen. Hier in der Halle, wo Letztere als erstes von der Bahn eintreffen, herrscht Hochbetrieb. Vor uns bestellt ein junger, schmächtiger Inder eine heisse Schockolade und empört sich dabei über das Vorhandensein von Zucker darin. Ein zweiter bestellt sich eine im Plastikbecher anrührbare Nudelsuppe. Etwas ungläubig nehmen wir den Kontrast zu Stunden vorher an, trinken Kaffee und steigen zufrieden in die nächste Bahn, die uns zurück nach Grindelwald bringt. www.jotoedi.ch

 

Ort:
8750 Glarus
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