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Stadtrundgang im hauptstädtischen Oberdorf

Montag, 02. Oktober 2017, 14:08 Uhr
Besuch im alten Gewölbekeller
Besuch im alten Gewölbekeller

Interessierte GlarnerInnen folgten am 2. September der Einladung der Frauenzentrale Glarus auch in diesem Jahr und besuchten trotzt des kalten Wetters mit Dauerregen die Führung des versierten Stadtführers Kaspar Marti, welche sich dieses Jahr auf das Glarner Oberdorf konzentrierte. Es war bestimmt kein Zufall, dass sich viel in seiner Führung um interessante Glarner Frauen drehte.

Mehr als ein Dutzend versammelte Gäste durften das historische Haus Leuzinger-Paravicini im Glarner Oberdorf besichtigen. Das im 16. Jahrhundert erbaute Haus hat trotz der weitgreifenden Innenrestaurierungen und Modernisierungen ihrem historischen Charakter und ihren Charme behalten und wurde von den Besuchern mit Neugierde und Bewunderung betreten. Zwei der Wohnungen im Haus durften sogar von innen besichtigt werden und man konnte sich bildlich über die verschiedenen Transformationen, die das unter Denkmalschutz stehende Haus im Laufe der Zeit erfahren hat, Eindruck verschaffen. Die grosszügig angelegten Innenräume mit gefüllten Bücherregalen und alte Kachelöfen wurden auch bewundert. Im historisch gehaltenen Eingangsbereich des Hauses präsentierte Herr Marti den Anwesenden die spannende Lebensgeschichte der Emilie Paravicini-Blumer, welche einige Jahre von ihrem bewegten Leben in diesem Haus verbrachte. Die starke Glarner Frau (1808 in Mollis geboren) interessierte sich für die Mitmenschen in der näheren und weiteren Umgebung, deren Nöte und Probleme. Sie knüpfte Kontakte zu Persönlichkeiten im In- und Ausland und setzte sich für eine bessere Bildung für alle ein. Nach dem Brand von Glarus 1861 arbeitete sie mit anderen Damen des Frauenkomitees massgeblich mit bei der Verteilung der Hilfsgüter, welche aus der ganzen Schweiz eingetroffen waren, obwohl das männerdominierte Hilfskomitee keine offizielle und selbständige Stellung des Frauenvereins einräumte.

Das Haus Leuzinger-Paravicini hinter sich lassend, spazierte die Gruppe weiter zu einer der ältesten Fabriken im Glarnerland – die 1783 erbaute Tuchdruckerei Tschudi (später Trümpy) an der Eichenstrasse 30 und liess sich über die Geschichte des Gebäudes erzählen.

Nächste Station war die Liegenschaft an der Landstrasse 3, ehemals Wohnhaus des glarnerischen Grosskaufmannes Johann Jacob Tschudi - eines der ältesten und bedeutendsten Geschlechter im Tal im 18. und 19. Jahrhundert, heute im Besitz der Familie Mazzolini-Trümpy. Viele kannten das Haus mit dem seltenen Mammutbaum - eine riesige Sequoia, die gegen 25 Meter hoch ist und auf 150 bis 200 Jahre geschätzt wird, von aussen. Bei der Führung bekamen die Besucher aber auch die einmalige Möglichkeit das Hausinnere zu bewundern und über zugemauerte Türen im Gewölbekeller und frühere Nutzungen der Hausräume zu rätseln. Auch die parkähnliche Gartenanlage, mit viel Geschmack und Liebe angelegt und unterhalten, blieb trotz des schlechten Wetters nicht unbemerkt und ohne Anerkennung.

Abgerundet wurde die Führung mit der Begegnung mit einer in Glarus und Zürich schaffenden Künstlerin - Frau Esther Angst. Die freiberuflich arbeitende Illustratorin aus Ennenda präsentierte in ihrem Atelier die aufwendige Tiefdrucktechnik, welche sie für ihre Druckgrafiken mit viel Geduld und Können benutzt. Die Besucher staunten über die minutiöse Arbeit, welche mit der mechanischen Tiefdruckpresse vollbracht wird, bis das gewünschte Bild in Form und Farbe fertig wird.

Es war eine sehr spannende Führung, und die TeilnehmerInnen dürfen gespannt bleiben, wohin der Rundgang im kommenden Jahr sie entführen wird.

Ort:
8750 Glarus
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