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Das System Tapola wankt

Nach einem 1:4 zuhause und einem 1:6 in Zug gerät der SC Bern in der Viertelfinalserie 1:2 in Rücklage. Mehr als das Resultat müssen aber die letzten beiden Auftritte zu denken geben.

Agentur
sda
22.03.24 - 00:25 Uhr
Eishockey
Unzufrieden mit seinen Spielern: Berns erfolgsverwöhnter Coach Jussi Tapola
Unzufrieden mit seinen Spielern: Berns erfolgsverwöhnter Coach Jussi Tapola
KEYSTONE/MARCEL BIERI

Jussi Tapola kochte förmlich. Der Auftritt seines Teams in Zug am Donnerstagabend brachte den Coach schon vor der Spielmitte zur Weissglut. Das war so gar nicht das Hockey, das dem erfolgreichsten Trainer Europas der letzten Jahre vorschwebt. Offensiv harmlos, in der Defensive, auf die Tapola so viel wert legt, völlig hilflos.

Dabei waren Tapola und der SC Bern eine der positiven Geschichten dieser Saison. Seit dem Meistertitel 2019 hatte sich der erfolgsverwöhnte Hauptstadtklub und Zuschauerkrösus nie mehr in den Top 6 klassiert und Trainer am Laufmeter verschlissen. Nun war alles anders. Zwar brillierten die Berner selten, doch sie agierten meist diszipliniert, clever und gut organisiert. Dank dem System Tapola schafften sie als Fünfte souverän den Sprung in die Playoffs.

Zehn Gegentore in zwei Spielen

Nach dem dank einer Wende im Schlussdrittel realisierten Break zum Viertelfinal-Auftakt am Sonntag schienen die Bäume schon fast wieder in den Himmel zu wachsen. Umso brutaler landeten die Berner zurück auf der Erde. Zuhause setzte es am Dienstag eine 1:4-Niederlage ab, am Donnerstag in Zug gar eine 1:6-Klatsche. «Es ist in den Playoffs scheissegal, ob man ein Spiel 1:0 oder 6:1 verliert», wiegelte der SCB-Verteidiger Marco Maurer nach dem Absturz bei Mysports.

Das ist zwar richtig, doch die letzten zwei Spiele mit einem Gesamtskore von 2:10 müssen den Bernern dennoch zu denken geben. Zug hing nach zehn Niederlagen in elf Partien zum Ende der Qualifikation und Auftakt der Playoffs arg in den Seilen, hat nun aber wieder dringend nötiges Selbstvertrauen getankt. Spielerisch sind sie besser als der SCB, deshalb ist dieser dringend auf defensive Stabilität angewiesen.

Leistungsträger im Tief

Allerdings sind es gerade die eigentlichen Leistungsträger, die gegenwärtig ihre Aufgaben nicht erfüllen. Das fängt bei den Ausländern an. Beim 0:1 lenkte Corban Knight, der für den Finnen Ville Pokka ins Team gekommen war, den Puck unhaltbar ab, beim Powerplaytor zum 0:3 stand der Kanadier völlig falsch. Vor dem 0:2 war es der Deutsche Dominik Kahun, der den Puck verlor. Selbst der schwedische Goalie Adam Reideborn war nicht der gewohnte Rückhalt und räumte nach 26 Minuten seinen Kasten.

Die Unterzahl beim 0:3 verursachte der Internationale Romain Loeffel mit einem Revanche-Foul. Und nach dem Ehrentreffer zum 1:6 musste auch noch der Vorkämpfer Tristan Scherwey für ein angebliches Vergehen gegen Leonardo Genoni auf die Strafbank - auch wenn der Zuger Schlussmann sehr leicht umfiel. Es läuft gerade sehr vieles falsch beim SCB. Dazu passt, dass mit Marco Lehmann einer der Besten gesundheitlich angeschlagen ist und nach zwei Dritteln in der Garderobe blieb.

Nun ist also Jussi Tapola gefordert. Am Ende funktioniert sein System nur, wenn die Spieler bereit sind, es umzusetzen. «Man weiss genau, dass Zug offensiv sehr stark ist, und sie haben von unseren Fehlern profitiert», stellte Marco Maurer fest. Und sagte dann den Satz, den Teams im Rückstand immer hervorzaubern. «Im nächsten Match fängt es wieder bei null an.»

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