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Die Schweizer Mountainbiker im internen Konkurrenzkampf für Olympia

In den ersten drei Weltcup-Rennen der am Wochenende beginnenden Saison fahren die Schweizer Mountainbiker auch um die Teilnahme an den Olympischen Spiele 2024. Prominente Verlierer sind programmiert.

Agentur
sda
12.04.24 - 05:00 Uhr
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Bislang durften die führenden Cross-Country-Nationen je drei Athletinnen und Athleten für die Olympischen Spiele selektionieren. Aufgrund einer Regeländerung sind es in Paris nur noch zwei. Für die Schweizerinnen und Schweizer bedeutet dies einen noch härteren internen Konkurrenzkampf um einen der wenigen Startplätze. «Für starke Nationen wie die Schweiz und Frankreich ist es ein grosser Einschnitt», sagt Edi Telser, der Nationaltrainer der Frauen. Beat Müller, Telsers Pendant bei den Männern, meint: «Es ist ein Luxusproblem.»

Frühzeitig selektioniert wurde im Schweizer Nationalteam keiner beziehungsweise keine. «Noch ist niemand sicher dabei», bestätigt Telser. Klar ist: Von den drei Schweizer Medaillengewinnerinnen der letzten Sommerspiele in Tokio werden höchstens zwei auch in Paris antreten dürfen. Und weil inzwischen die vor drei Jahren nicht selektionierte Alessandra Keller die teaminterne Nummer 1 ist, sieht es aktuell danach aus, dass aus dem Trio um die Olympiasiegerin Jolanda Neff, der Silbermedaillengewinnerin Sina Frei und Linda Indergand, der Dritten in Tokio, nur eine selektioniert wird.

Keller und Neff aktuell vorne

«Alessandra Keller ist auf einem ausgezeichneten Weg. Sie ist bis in die Haarspitzen motiviert. Sie weiss genau, was sie will, und ist super fokussiert. Sie hat ein klares Ziel und einen klaren Plan - und sie hat aus der Situation vor Tokio gelernt», sagt Telser. «Auch Jolanda Neff hatte einen guten Winter. An den letzten Rennen hat man gesehen, dass sie einen sehr guten Formstand hat.» Anders als in anderen Jahren, als Neff grosse Teile der Vorbereitung in den USA bei ihrem Freund Luca Shaw absolvierte, hielt sich die 31-jährige St. Gallerin dieses Mal überwiegend zu Hause auf und war mit dem Nationalteam auch im Trainingslager auf Gran Canaria.

Sina Frei, als Juniorin so erfolgreich wie kaum eine andere und bei der Elite bislang mit punktuellen Glanzmomenten, bringt mit nun 26 Jahren auch einen ordentlichen Erfahrungsschatz mit. Die Zürcherin kann Neff und Keller die Selektion am ehesten streitig machen, während die vier Jahre ältere Linda Indergand für ihre dritte Olympia-Teilnahme bis Ende Mai wie die internen Konkurrentinnen hinter ihr sehr Aussergewöhnliches leisten müsste.

Ein Trio lauert hinter Flückiger und Schurter

Bei den Männern befinden sich Nino Schurter und Mathias Flückiger nach den ebenfalls in den Selektionsprozess fliessenden Resultaten der Vorsaison in den besten Positionen. Dass die besten zwei Schweizer der letzten Jahre in Paris nicht dabei sein werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer vorstellbar. Doch der Rekordmann Schurter, der letzte Saison zum neunten Mal den Gesamtweltcup gewonnen hat, an Olympischen Spielen einen kompletten Medaillensatz vorzuweisen hat und es in Paris noch einmal wissen will, muss sich beweisen.

Der Bündner, vor drei Jahren in Japan als Vierter ohne Edelmetall, wird in einem Monat 38 Jahre alt. Hinter ihm und dem nach den Wirren um einen vermeintlich positiven Dopingtest vorübergehend aus der Bahn geworfenen und wieder erstarkten Flückiger lauern mit Lars Forster, Marcel Guerrini und Filippo Colombo drei Landsleute, die ebenfalls schon Argumente für eine Olympia-Nominierung geliefert haben und die Hierarchie mit einem starken Weltcup-Auftakt ins Wanken bringen könnten. «Leistungsmässig bewegen sich alle im Top-Segment. Den Unterschied machen in den Rennen nicht die Leistungsdaten, sondern das Mentale und der Umgang mit den Begebenheiten», sagt Beat Müller über seine besten Schützlinge.

Forster feierte vor einem Jahr in Leogang seinen zweiten Weltcupsieg. Dass der 30-jährige St. Galler an Titelkämpfen abliefern kann, bewies er bei seinen zwei Triumphen an den Europameisterschaften 2018 und 2021 sowie mit dem 8. Platz an der hochkarätig besetzten WM 2023 in Schottland. Zwar hat sich Forster im März vor dem Swiss Cup in Rivera eine grosse Fleischwunde am Schienbein zugezogen. Müller sagt aber: «Wir wissen, dass er über alle Puzzleteile verfügt, und einige Male hat er sie alle zusammengebracht.»

Guerrini, in jungen Jahren WM-Medaillengewinner bei den U23-Junioren, bewegte sich lange im Schatten der Schweizer Topcracks, brachte sich letzte Saison aber mit zwei Podestplätzen in Nordamerika ins Spiel. «Wenn seine Formkurve so weitergeht, ist eine Selektion möglich», so Müller.

Colombos neuer Anlauf

Colombo hat aufgrund seiner fast einjährigen verletzungsbedingten Wettkampf-Absenz die Selektionsvorgabe, einen 8. Platz im Weltcup oder an einer WM zwischen Anfang Mai 2023 und Ende Mai 2024, noch nicht erfüllt. Doch dem inzwischen 26-jährigen Tessiner, der nach seinem Comeback mit ungünstigen Startnummern in die Rennen gehen musste, ist ein grosser Sprung in dieser Saison zuzutrauen. Zumal die Vorbereitung nach einer erneuten Operation am Arm im letzten November laut Müller vielversprechend verlaufen ist. «Er konnte einiges mehr machen als vor einem Jahr und überzeugte in den Rennen in Griechenland und Brasilien, zu denen er angetreten ist.»

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