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Gründungspräsident: «Alle sollen in die Marke Graubünden einbezogen werden»

Eine Ausstellung in Chur markierte 2003 die Geburtsstunde der Marke Graubünden. Zu den Gründervätern zählte Ulrich Immler. Im Interview blickt er zurück und in die Zukunft.

Südostschweiz
19.09.23 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Optisch sichtbar: Zum Beispiel entlang der Autobahn durch Graubünden ist die Marke zu sehen.
Optisch sichtbar: Zum Beispiel entlang der Autobahn durch Graubünden ist die Marke zu sehen.
Archivbild

mit Ulrich Immler sprach Emilia Sommerau

Herr Immler, 20 Jahre ist es nun her, dass Sie auf dem Churer Arcasplatz mit den Worten «Das Haus ist gebaut, viele Bewohner sind schon eingezogen, es hat aber noch Platz für viele weitere» die Ausstellung zur Marke Graubünden eröffnet haben. Wie steht es heute um dieses Haus?

Ulrich Immler: Man muss immer zuerst ein stabiles Haus bauen, bevor man einziehen kann. Graubünden ist für mich beispielhaft, wenn es darum geht, ein Projekt Schritt für Schritt weiterzuentwickeln und immer mehr Interessenten miteinzubeziehen. In der heutigen Beurteilung kann ich sagen, dass ich beeindruckt bin, wie gut bewohnt dieses tolle Haus ist – qualitativ und quantitativ.

Welche entscheidenden Momente oder Meilensteine haben dazu beigetragen, dass die Marke Graubünden zu dem wurde, was sie heute ist?

Der erste wichtige Meilenstein war ganz klar, dass im Urprojekt das Kernteam ins Leben gerufen wurde. Diese Personen haben sehr viel Vorarbeit geleistet, spezialisierte Dritte einbezogen und entschieden, wer das Projekt aus Agenturseite weiter begleitet. Dass man früh entschieden hatte, den ursprünglichen Tourismuskanton Graubünden als Marke möglichst breit und gleichmässig zu betrachten und darzustellen, war der zweite entscheidende Meilenstein. Die ganze Vielfalt des Kantons wurde so aufgenommen.

«Mit stierer Verbissenheit verdirbt man sich viel.»

Ulrich Immler, Gründungspräsident Verein «Marke Graubünden».

Einer der Gründerväter, Ulrich Immler.
Einer der Gründerväter, Ulrich Immler.

Schon bei der Lancierung auf dem Arcasplatz hat die Marke Graubünden mit charmantem Humor und Wortwitz überzeugt. Warum glauben Sie, ist dies für die Menschen so ansprechend?

Wissen Sie, vor allem bei einem solchen ursprünglichen Versuchsprojekt kann man nicht einfach so Weisungen (an die Menschen) geben – man muss zuerst die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, Inhalte präsentieren und immer wieder thematisieren. Wenn man das mit einem zwinkernden Auge und fein gekonntem Humor macht – da bin ich überzeugt –, ist der Weg weniger steinig und man wird um einiges erfolgreicher. Mit stierer Verbissenheit verdirbt man sich viel. Bei Graubünden wird dank den vielen Menschen im Kreativpool immer mit Humor, aber trotzdem ernst kommuniziert. Der Witz muss den Inhalt nicht relativieren, sondern eher in einer angenehmeren, faszinierenden Form rüberbringen.

«Es gibt einen gewissen Erwartungsdruck – diesen soll man nutzen, um sich immer wieder neu erfinden zu müssen.»

Ulrich Immler, Gründungspräsident Verein «Marke Graubünden».

Ein Jubiläum wie dieses bietet auch die Gelegenheit, in die Zukunft zu blicken. Was sehen Sie in den nächsten 20 Jahren auf Graubünden zukommen?

Das ist etwas schwer vorzustellen, aber was ich klar erkennen kann, ist, dass man den Standortwettbewerb wahrgenommen hat. Wir können uns nicht abschotten und müssen über verschiedene Grenzen hinausblicken. Man schaut auf die Erfahrungen der letzten Jahre zurück, auf die Umwelt, auf die Gesellschaft und so weiter. Wir müssen Veränderungen beobachten und uns so weiterentwickeln und positionieren. Zum Beispiel ist Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges und aktuelles Thema: Davor kann und soll man die Augen nicht verschliessen. Es geht also darum, diese Veränderungen zu beobachten und sich zu fragen, was diese Entwicklungen für die Marke bedeutet, wie man sie thematisieren und welche nächsten Schritte man einlegen will. Dazu gibt es einen gewissen Erwartungsdruck – diesen soll man nutzen, um sich immer wieder neu erfinden zu müssen. Das wäre das ideale Ziel für die Zukunft: dass alle und alles in die Marke Graubünden einbezogen werden.

Hier geht es zur Beilage«Im Zeichen des Capricorn - 20 Jahre Marke Graubünden»

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